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Designgespräche II: Fahrwerk und Sicherheit

Begonnen von Nilles, November 02, 2019, 12:07:51 Vormittag

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Nilles

Unser amerikanischer Reservejounalist Bugs Motor im Interview mit dem bekannten deutschen Autodesigner Dr. Tiefer-Breiter.

Herr Dipl. Design. Dr. Tiefer-Breiter,

gleich mal die provokante Eingangsfrage: Wo kommen denn heute die 20 Zoll Reifen her, die 225er Schlappen? Für mich galt früher immer: Ein Auto, das mit Breitreifen besser aussieht als ohne, ist schlecht gestaltet? Eine S-Klasse W126 mit 14Zoll-Reifen sieht völlig in Ordnung aus. Wenn ich heute zum BMW Händler gehe, stolpere ich nach der Tür über 19 Zöller für die 7er-Reihe zu 5000€. Wo führt das hin?

>>> Zuallererst gilt in Deutschland, daß ein Auto sportlich sein muss. Das Auto neigt sich in den Kurven, wie ein Franzose in den 60ern? NoGo. Das Auto quitscht in den Kurven? Nein, das hat zu kleben. Und das nur die Reifen melden das es jetzt auch mal gut ist mim Tempo? Niemals, dafür haben wir ESP entwickelt. Also, das damals bei der A-Klasse einem blöden Elch gelungen ist, was davor 40 Jahre lang hunderte Chaoten mit der Ente vergeblich versucht haben, das war schon ein Schlag. Da haben wir gelernt, dass wir ingenieurstechnisch so dumm sind, daß wir zukünftig auf Technologie und Sensoren bauen müssen. Weil der Mensch findet ja noch für jede falsche Prämisse, für jedes Problem, das er selbst geschaffen hat, obwohl es keines ist, eine technische Lösung mit der er das Gesicht vor sich selbst wahren kann und die Kurve mit Unterstützung der Marketingabteilung gerade noch kriegt. Wir bauen jetzt also Autos, die eine Kurve, die 80km/h verträgt mit 120 Sachen nehmen können und riegeln per ESP bei 50 ab. Alles gut.

Das sportive am Auto ist ja historisch, schauen Sie die die Titelblätter der Auto Motor und Sport der 60er Jahre doch an. Egal ob Glas, Fiat 500, Porsche, jedes Titelbild, Familienkutsche oder Grantourismo, zeigt irgendeine Serpentine in den Alpen und mindestens 3 Räder in der Luft. Und im Innenteil dann nur Hinweise wie man seinen Liebling wäscht... Damals ist der Deutsche ja auch konditioniert worden, zu dem was er immer schon war. Bei den Amis, da war's vielleicht anders, nur 2 Räder in der Luft aber immer die vorne, jedes PS-Monster ein kleiner Dragster für die 1/4 Meile, geradeaus, der Rest egal. Und echter, deutscher Sport, das braucht halt breite Reifen. Die mussten wir natürlich wegen dem Aquaplaning mit dermaßen vielen Rillen versehen, daß die Auflagefläche auch nicht grösser ist als bei den von ihnen beschriebenen 145er Reifen. Damit die dann trotzdem so sportlich sind wie sie aussehen, haben wir halt auf 10er oder 20er Reifenquerschnitt umgestellt, damit die Reifen wenigstens nicht mehr walken. Die letzte Konsequenz, die optimale Vollgummiversion konnten wir nicht weiter vorangetrieben, weil die spacigen aber unökologischen Alufelgen, die ein Grossteil unseres Geschäfts ausmachen, diesem Druck dann nicht standhalten. Die Bandscheiben der Kunden auch nicht. Der Zustand der deutschen Strassen gibt das auch halt nicht her, da fällt den Kindern hinten ja das Smartphone aus der Hand und dann ist Ende Gelände.

Und wie ist das mit den grossen Reifenabmessungen? Früher hat man das gemacht, um weniger Verschleiss zu haben, oder im Schnee besser vorwärts zu kommen?

>>> Nein, da gibt es heute andere Beweggründe. Wir brauchen heut natürlich, wenn wir jedes Auto,auch Kleinwagen auf mindestens 400PS auslegen, gute Bremsen. Und dazu müssen die Bremsen und damit die Reifendimensionen immer grösser werde. ist halt Physik. Wenn wir heut in einem Test nur 35m Bremsweg haben und die Konkurenz 32m, dann ist es aus.

Ja gut, aber man müsste doch nur langsamer fahren. Wenn in der Stadt ein Kind zwischen Parkenden Autos rausläuft hilft ja alles nichts und die meisten Unfälle passieren beim Abstellen der Kinder vor der Schule bei Tempo 10, weil man die Kleinen hintenraus im SUV nicht sieht?

>>> Klar im Wohngebiet hilft es nicht, aber es hilft dem Kunden schon wenn er sich sich sagen kann: "Ich konnte absolut nichts machen, es war so plötzlich, ich bin doch nur 45 im Wohngebiet gefahren". Früher hat er sein Trauma schon bei 25km/h erlitten. Zudem ist ja der aktive Fussgängerschutz auch noch in die Sicherheitstests eingeflossen. Wir bauen jetzt Autos bei denen dem Fussgänger bei Tempo 40 genausowenig passiert, als wenn wir ihn früher mit 20 überfahren hätten.
Dazu muss sich ein Auto heute aus Tempo 130 70x überschlagen und alles ist heil. Unser Ingenieursziel ist, das du die Mail oder Whats-App. wegen der du dich eigentlich überhaupt überschlagen hast, danach auch noch fertig schreiben kannst. Damit der Komumikationsfluss nicht abreisst, weil das ist der Tod...

Wurde schon mal gegenübergestellt, wieviel Todesfälle es wegen Autoüberschlag gibt, im Gegensatz zu Unfällen weil man z.B. bei Spurwechsel in einem Auto mit 20cm breiten ABC Säulen nicht mehr hinausschauen kann? Mit einem alten Auto wäre mancher Unfall evtl. gar nicht passiert?

>>> Nein. Aber für das Dilemma haben wir natürlich eine technische Lösung. Wir bauen Kameras und Sensoren ein. Es gibt einen Totwinkelwarner, und auch einen Sensor der das Lenkrad vibrieren lässt, weil man gerade vor einem polnischen oder tchechischen LKW einschert. Das können wir alles programmieren und tagesaktuell an die neuesten Gefahren anpassen. Was wir leider noch nicht in den Griff bekommen ist, daß alle die ganzen Assistenten ausschalten, weil Sie die das Gepiepse und die Warnhinweise nicht aushalten. Wir haben auch Probleme wenn unser Assistent den Fahrer wegen Übermüdung zu einer Kaffeepause mahnt, der aber nur Tee mag. Das ist halt unser heutiger Individualismus, den wir in Zusammenarbeit mit Google aber bald bedienen werden können.


Entschuldigung, ich hatte eigentlich nach dem Wesen des Autodesign gefragt, durchaus auch im ästhetischen Sinn oder im Sinne der Vernunft? Früher gab es ab und zu Autotypen, die über 15-20 Jahre produziert wurden, auch weil ästhetisch zeitlos. Wenn ich nur von A nach B will, und das nicht schneller als die Ampel erlaubt, reicht doch leise, komfortabel, Stauraum, ästhetische Freude?

A nach B haben wir schon im Griff, leise auch. Den Rest haben wir vergessen.

>>> Sie meinen, der Kunde ist der Depp, weil er ein Depp ist?

So könnte man es ausdrücken.

Herr Dr. Tiefer-Breiter, wir danken für das Gespräch.

chrissodha

Sie meinen, der Kunde ist der Depp, weil er ein Depp ist?

!!!!!!!!!!!!!!!!!
manchmal hasse ich Citroën.....
aber die Liebe überwiegt